Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 16km/h und einem Verbrauch von 10 Litern Benzin, genauer Ligroin, auf 100km schrieb er Autogeschichte: der Patent-Motorwagen Nr.1 von Carl Benz. Vor 130 Jahren sorgte das äußerlich noch eher an eine Kutsche erinnernde dreirädrige Automobil als weltweit erstes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und elektrischer Zündung für Furore. Benz meldete sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ am 28. Januar 1886 beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin mit folgender Beschreibung zum Patent an: „ Vorliegende Construktion bezweckt den Betrieb hauptsächlich leichter Fuhrwerke und kleiner Schiffe, wie solche zur Beförderung von ein bis vier Personen verwendet werden. […] Ein kleiner Gasmotor, gleichviel welchen Systems, dient als Triebkraft. Derselbe erhält sein Gas aus einem mitzuführenden Apparat, in welchem Gas aus Ligroin oder anderen vergasenden Stoffen erzeugt wird. Der Cylinder des Motors wird durch Verdampfen von Wasser auf gleicher Temperatur gehalten.“
Das Deutsche Reichspatent Nr. 37435 wurde am 02. November 1886 erteilt.
Herzstück des Automobils ist ein wassergekühlter Einzylinder-Viertakt-Verbrennungsmotor mit einem Hubraum von 954 Kubikzentimetern und 0,75 PS bei 400/min. Für damalige Verhältnisse war der Motor mit einem Gewicht von rund 100 Kilogramm recht leicht und besaß mit einer Kurbelwelle mit Gegengewichten, elektrischer Zündung und Wasserkühlung bereits alle wesentlichen Details heutiger Verbrennungsmotoren. Das Automobil mit einem Fahrzeuggestell aus Stahlrohren hatte Hinterradantrieb, gelenkt wurde mit dem Vorderrad über eine mit einer Kurbel verbundene Zahnstange. Unterhalb des Fahrersitzes konnte die Geschwindigkeit durch einen Hülsenschieber geregelt werden.
Seine ersten Fahrversuche absolvierte der Motorwagen Nr. 1 bereits 1885, die erste öffentliche Testfahrt fand dann am 03. Juli 1886 auf der Ringstraße in Mannheim statt, dokumentiert durch einen Zeitungsbericht, in dem es heißt: „Schon bei dem ersten Versuch wurde uns Gewissheit, dass durch die Benz’sche Erfindung ein Problem gelöst sei, mittels elementarer Kraft einen Straßenwagen herzustellen. … Wir glauben, dass dieses Fuhrwerk eine gute Zukunft haben wird, weil dasselbe ohne viel Umstände in Gebrauch gesetzt werden kann und weil es bei möglichster Schnelligkeit das billigste Beförderungsmittel für Geschäftsreisende eventuell auch Touristen werden wird.“ Legendär ist auch die erste Langstreckenfahrt im August desselben Jahres von Mannheim nach Pforzheim, bei der nicht Carl Benz sondern seine Ehefrau Bertha am Steuer gesessen haben soll. Mit dabei waren auch die beiden Söhne.
Fast zeitgleich mit dem Motorwagen Nr. 1 entwickelte Gottlieb Daimler zusammen mit Wilhelm Maybach einen Einzylinder-Benzinmotor, den er in eine vierrädrige Kutsche einbaute. Doch das erste Patent erhielt Carl Benz auf seinen dreirädrigen Motorwagen, der insgesamt etwa 25 Mal hergestellt wurde. Drei Exemplare sind noch heute erhalten. Die Patentschrift gehört mittlerweile zum Weltdokumentenerbe der Unesco.