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Von Aufgaben im Kanzleialltag und globalen Chancen

Wie meistere ich als freiberuflicher Patentanwalt die Herausforderungen der Kanzleiorganisation und der sich verändernden Anforderungen an den Beruf? Das diesjährige Herbstseminar des Bundesverbandes Deutscher Patentanwälte rückte thematisch den selbstständigen Patentanwalt in den Fokus – Referenten und Teilnehmer beleuchteten ganz unterschiedliche Aspekte der Berufspraxis. Vom Berufseinstieg der Patentanwaltskandidaten über die Rechte und Pflichten der Patentanwaltskanzlei als Arbeitgeber bis hin zur Zukunft des Berufes selbst. Besonders angeregt wurde das Thema „Gewerbesteuerpflicht“ diskutiert.

In der Regel ist die selbstständige Berufstätigkeit des Patentanwalts im steuerrechtlichen Sinne als freiberuflich einzustufen und unterliegt nicht der Gewerbesteuerpflicht. Aber ganz so eindeutig ist die Sache nicht, legte der Fachanwalt für Steuerrecht und Steuerberater, Stefan Liedtke, in seinem Herbstseminar-Vortrag dar. Denn unter bestimmten Bedingungen kann auch eine Patentanwaltskanzlei gewerbesteuerpflichtig werden. Die zentrale Frage ist in diesem Zusammenhang die leitende und eigenverantwortliche Ausübung der Berufstätigkeit des Patentanwalts. Was darunter genau zu verstehen ist und unter welchen Bedingungen doch eine Gewerbesteuerbelastung droht, das erfuhren die Teilnehmer beim diesjährigen Herbstseminar. Die anwesenden Patentanwältinnen und Patentanwälte konnten auch ihre unterschiedlichen Erfahrungen diesbezüglich einbringen, so dass sich eine angeregte Diskussion zum Thema entwickelte.

Darüber hinaus standen neben Fragen zur Scheinselbstständigkeit und Digitalisierung auch die Fallstricke bei Arbeitsverhältnissen in Patentanwaltskanzleien auf der Agenda des Herbstseminars. Von Arbeitszeiten über Meldepflichten bis hin zum Kündigungsschutz – Christoph J. Hauptvogel, Vizepräsident des Verbandes deutscher ArbeitsrechtsAnwälte (VdAA), erläuterte den anwesenden Patentanwältinnen und Patentanwälten, worauf sie als Arbeitgeber achten müssen.

Auf großes Interesse traf auch die Podiumsdiskussion zur Zukunft des Berufsstandes. Angesichts der zunehmenden Globalisierung und Digitalisierung steht die Patentanwaltschaft vor vielfältigen Herausforderungen, da waren sich die Teilnehmer des Einführungsseminars, darunter die ehemalige Präsidentin der Patentanwaltskammer, Dr. Brigitte Böhm, und der Head of IP der BMW AG, Josef Dirscherl, einig. Insbesondere der wachsende Spezialisierungsdruck und die durch gestiegene Auslandsgeschäfte zunehmende Beratungstätigkeit bei internationalen Anfragen veränderten die Anforderungen an Patentanwälte. Damit einher gehe ein internationaler Konkurrenz- und Kostendruck für die Kanzleien. Die Internationalisierung eröffne aber auch Chancen. Wobei Globales Networking vor diesem Hintergrund zunehmend wichtig wird.
Trotz vieler derzeit nicht absehbarer Entwicklungen im Patentwesen, insbesondere in Hinblick auf das Einheitliche Patentgericht, waren sich die Podiums-Teilnehmer aber sicher, dass die Gesamtzahlen der Patent- und Markenanmeldungen weiter im Steigen begriffen sein werden. Die Frage bleibe lediglich, wer daran partizipieren wird.

Schließlich wurde auch der Veranstaltungsort thematisch aufgegriffen. Da das Herbstseminar 2017 in der Münchner BMW-Welt stattfand, gewährte Dr. Jochen Volkmer, Head of Trademarks, Designs and Legal Issues der BMW Group, den anwesenden Patentanwältinnen und Patentanwälte Einblicke in den strategischen Designschutz des Automobilherstellers.