Unverwechselbar, inspirierend, zeitlos: Vor 100 Jahren, am 16. November 1915, wurde in den USA eine Ikone des modernen Industriedesigns mit einem Patent geschützt: die Coca-Cola-Flasche. Denn im amerikanischen Patentrecht bezeichnet ein „Patent“ neben einem technischen auch ein Design-Schutzrecht.
Die Root Glass Company aus Indiana, die bereits seit 1904 Flaschen für die Coca-Cola Company produzierte, nahm mit einem Designerteam unter der Leitung von Alexander Samuelson an einem Wettbewerb zur Gestaltung einer neuen Cola-Flasche teil. Denn mit dem Erfolg der von dem amerikanischen Apotheker John Pemberton entwickelten Brause, die bei der Markteinführung 1886 noch glasweise ausgeschenkt worden war, kam auch die Notwendigkeit einer charakteristischen Verpackung. Die bis dahin gebräuchlichen Flaschen erinnerten in ihrer Form eher an gängige Bier- oder Arzneiflaschen.
Unvergleichlich sollte die Flasche sein, auch im Dunkeln zu ertasten und selbst im zerbrochenen Zustand erkennbar, so lautete die Vorgabe der Coca-Cola-Company. Earl R. Dean entwarf schließlich den Prototyp der Coca-Cola-Konturflasche, inspiriert von der Abbildung einer Kakaobohne. Eigentlich wollten die Designer die beiden Hauptinhaltsstoffe der Cola, die Kolanuss und das Kokablatt, als Vorbild nehmen, fanden aber keine Abbildungen.
Ein Alltagsgegenstand wird zum Designklassiker
US-Design-Patent D 48,160 beschreibt eine bauchige Flasche mit Riefen in der Farbe „German Green“. Das Grün benannte die Root Glass Company zwar später nach ihrem Firmensitz in „Georgia Green“ um, es wird aber bis heute verwendet. Die sehr ausladende Silhouette des ursprünglichen Entwurfs wurde den Produktionsbedingungen angepasst und die Coca-Cola-Flasche damit schmaler. Eine Ikone des Designs war geboren.
Ihre einzigartige Form, wegen der geschwungenen Kurven in Anlehnung an den damals modischen Humpelrock wurde sie „Hobbleskirt Bottle“ genannt, machte die Coca-Cola-Flasche schon früh zum Kunstobjekt. Salvador Dalí malte sie erstmals 1943, Andy Warhol widmete dem Alltagsgegenstand 1961/62 eine ganze Serie und auch Roy Lichtenstein verewigte sie in seinen Bildern: die Coca-Cola-Flasche als Pop-Art-Star. Ein Platz im New Yorker Museum of Modern Art war ihr sicher.
Das zeitlose Design der Coca-Cola-Flasche mit ihren femininen Konturen ist bis heute allgegenwärtig. Der eingeblasene Coca-Cola-Schriftzug wurde mittlerweile durch weißen Siebdruck ersetzt, aber die Kurvenform beibehalten und ist selbst in den heutigen Plastikflaschen zu erkennen.